Nur wer seine Vergangenheit, seine Geschichte und Tradition nicht vergisst oder verdreht, kann auch Gegenwart und Zukunft zuversichtlich meistern.
Der KCA 48 lebt nach dieser Maxime. Es ist auch wichtig, Neues und Zeitgemäßes zu berücksichtigen. Nicht immer ganz einfach. Gerade Karneval lebt in nicht unbeträchtlichem Maß von Tradition. Einen ausgewogenen Mix von Tradition, karnevalistischem Brauchtum und erfrischenden Neuerungen zu finden, hat sich der KCA symbolisch auf die Fahne geschrieben.
Sicherlich war es nicht einfach, 1948, drei Jahre nach Kriegsende, einen Karneval mit Elferrat,
Schlüsselübergabe durch den Bürgermeister und Umzug durch Annahütte zu veranstalten.
Aber es war so.
11 unverwüstliche Optimisten haben dies vollbracht und so sind wir stolz, noch in Deutschland, vor Gründung der BRD und DDR unseren Ursprung zu haben.
Von unseren 66 Jahren haben wir gewissermaßen 1 Jahr im vergangenen Deutschland 42 Jahre in der DDR und 23 Jahre im wieder vereinten Deutschland gewirkt.
Ein wichtiges Kriterium für die Mitgliedschaft in unserem Verein war immer der Wille, in einer Interessengemeinschaft, in einer karnevalistischen Gemeinschaft, zu wirken.
Nie waren soziale oder gesellschaftliche Herkunft von Bedeutung. Jeder kann etwas, hat seine Fähigkeiten, die er ohne Hilfe anderer nicht umsetzen kann. Eine gewisse närrische Verrücktheit und die Bereitschaft, viel Freizeit zu opfern, gehört aber dazu.
Und diese Haltung zeichnet die Mitgliedschaft aus. Vereinsmitgliedschaft von 10, 20 30, ja sogar über 50 Jahre sind beredtes Zeugnis davon. Gerade dies macht unseren Verein so besonders. Wer 66 Jahre mehr oder weniger erfolgreich agiert hat, kann schon ein wenig stolz sein.
Der Beginn der Annahütter Karnevalsstory ist eng mit der Betriebssportgemeinschaft des Glaswerkes Annahütte verbunden. Das Glaswerk mit ca. 600 Beschäftigten als Träger der Sportgemeinschaft und Besitzer eines schönen Klubhauses war gewissermaßen die Grundlage für bis heute andauernde Tradition.
66 Jahre – eine Zeit mit vielen tollen Ereignissen, Geschichtchen die nur der Fasching schreibt und zahlreiche sind schön, aber es gibt auch weniger schöne.
Dies alles hier zu schildern sprengt den Rahmen dieses Heftchens.
Ein kurzer Abriss sei aber erlaubt und anhand der jeweiligen Präsidenten des KCA skizziert. Die ersten
Fritz Zinder 1948 -1955
und Achim Zimpel 1956 - 1962
waren im Glaswerk und im Sport in verantwortlicher Position tätig.
Sie waren gewissermaßen Garanten für eine gute Zusammenarbeit aller Verantwortungsträger und sicherten rauschende Karnevalstage, Maskenbälle, Mainachtsball und Winzerfest.
Ein bis heute wirkendes Ereignis geschah 1957. Prinz Jupp I., Jupp Neu, ein Lehrer in Annahütte, ausgerechnet ein Köllner, kreierte unseren Karnevalsruf „Annahütte total ...verrückt“.
Erstmals wurde 1963 einer Präsident, der nicht im Glaswerk tätig war, allerdings sehr mit dem Handballsport von Annahütte verwurzelt.
Günther Pietzsch 1963 – 1964
Vorher selbst dreimal Prinz, leitete den Verein sehr erfolgreich und führte zahlreiche Neuerungen ein. Der Veilchendienstag für Ledige ab 30 Jahre und Verheiratete und der Brigadekarneval kamen hinzu. Namhafte Orchester wie Scala oder Studio Meißen spielten von Samstag bis Veilchendienstag.
Sogar das Klubhaus war 1966 und 1967 am Karnevalssonnabend bis Sonntag 24 Stunden geöffnet. Von Anfang an bis zur „Wendezeit“ war die Zugehörigkeit der Karnevalisten zur Betriebssportgemeinschaft (BSG) des Glaswerkes von großer Bedeutung. Fußball, Handball, Radsport, Kegeln, Schach oder Gymnastik waren in oberen bezirklichen Ligen erfolgreich und die Karnevalsgesellschaft hatte großen Zulauf. Eine erfolgreiche Zeit auf beiden Seiten. Aber auch der Kampf mit den Behörden wurde immer schwieriger. Karneval war in ihren Augen ein dekadentes bürgerliches Relikt Polizeikräfte wurden zur „Aufrechterhaltung“ von Ordnung und Sicherheit in Annahütte während der Faschingstage stationiert.
Die Nachfolger von Günther Pietzsch
Dieter Sekulla 1970 – 1974
und Horst Pawlik 1975 – 1982
waren zunehmenden Schwierigkeiten ausgesetzt.
Oftmals war am Tag vor Veranstaltungsbeginn die Genehmigung nicht vorhanden.
Aber Bange machen galt nicht. Sogar der damalige Bürgermeister verweigerte die Schlüsselübergabe. Ein Schüler, Andreas Jurczik, wurde kurzerhand als Bürgermeister eingesetzt, übergab den Schlüssel und die Karnevalisten hatten die Lacher auf ihrer Seite. Sogar der Karnevalsumzug durfte einmal nur vom Glaswerk zum Klubhaus durchgeführt werden. Dies tat aber dem Zuspruch keinen Abbruch.
Horst Dose war von 1982 bis 1989 Präsident. Bis zu seinem unerwarteten Tod hat er mit viel Geschick und großem Einsatz den Verein geführt und insbesondere bei den Behörden erfolgreich taktiert. Erhard Herrmann wurde Nachfolger von 1989 bis 2005, also 16 Jahre und somit dienstältester Präsident des KCA. Er meisterte ganz maßgebend die Übergangszeit nach dem Abgesang der DDR. Eine nicht einfache Zeit. Klubhaus plötzlich in Privatbesitz, Mietverhandlungen, Mitgliederversicherungen, Vereinsstatute und ... Aber Erhard hat unermüdlich die Weichen in die richtige Richtung gestellt. Der KCA konnte trotz der genannten Schwierigkeiten seine bisher erfolgreichste Zeit erleben.
Die Gaudimu wurde gegründet,
die Rittergarde entstand,
die Polizeigarde als eigenständige Gruppierung stationiert,
die Funkengarde wurde „Spitze“,
die Minifunkengarde wurde gegründet,
die Frauengarde und die A-toll-erie wurden gebildet und nicht zu vergessen sind
die Funkenmariechen.
Kontakte zu zahlreichen Vereinen bis Rüsselsheim und Zürich folgten.
Der ehemalige „Kampftag der Werktätigen“, der 1. Mai wurde zur Narretei im Mai.
Der Verein wuchs auf 140 Mitglieder. Die Erfolgsreihe dieser Zeit ließe sich noch fortführen.
Erfolgreich war in Absprache mit dem neuen Klubhauseigner der Umbau von Vereinsräumen.
Ein 20 Jahre laufender Vertrag gab uns Sicherheit.
Nicht gelungen war der mit dem „Abwickler“ des Glaswerkes ausgehandelte Erwerb von Kegelbahn und Garagen als Domizil für unseren Verein. Dies gelang auch nicht nach dem neuerlichen Besitzerwechsel des Klubhauses.
Es folgten Abriss der Kegelbahn und Garagen.
Ab 2006 ist Mario Weber unser Präsident. Die anstehenden Aufgaben sind nicht geringer. Unser Verein, inzwischen 150 Mitglieder, davon mehr als 50% Kinder und Jugendliche, steht augenblicklich mit dem neuen Eigner des Klubhauses in Gesprächen über die weitere Zusammenarbeit. Mit Unterstützung der Gemeinde und Sponsoren sehen wir auch dieser Entwicklung positiv entgegen.
Mit großem Enthusiasmus wird unsere Jubiläumssaison vorbereitet. Zwischen der 65-zigsten und der 66-zigsten Saison ist der Verein noch enger zusammengerückt.
Zahlreiche Aktivitäten haben neue innovative Lösungen für unsere Zukunft eingeleitet.
Die 66-zigste Saison soll daher eine ganz besondere werden und Weichen für weitere zahlreiche Jubiläen des KCA in unserer Gemeinde und in unserer Hochburg, dem Klubhaus, stellen.
In diesem Sinne:
auf in die 66-zigste
auf in die 5. Jahreszeit
und ein total verrücktes Annahütte !
Ihr närrischer Berichterstatter
Erich